Der G-Code ist die Sprache, die Ihr 3D-Drucker verwendet, um Druckbefehle auszuführen. Er steuert alles – von der Bewegung der Achsen über die Extrusion des Filaments bis hin zur Temperaturregelung. In den meisten Fällen wird der G-Code von einem Slicer wie Cura oder Creality Slicer automatisch generiert. Dennoch kann es sinnvoll sein, den G-Code manuell anzupassen, um spezifische Probleme zu beheben oder die Druckqualität zu optimieren. Manuelle Anpassungen ermöglichen eine feinere Steuerung des Druckprozesses und können zu erheblichen Verbesserungen bei der Druckqualität führen.

In dieser Anleitung erfahren Sie, wie Sie den G-Code Ihres Creality K1C (oder eines anderen Druckers) manuell anpassen können, um die Druckergebnisse zu optimieren.


Warum den G-Code manuell anpassen?

Obwohl die meisten Slicer den G-Code gut optimieren, gibt es Situationen, in denen manuelle Eingriffe vorteilhaft sind:

  • Feinjustierung der Druckparameter: Manuelle G-Code-Anpassungen ermöglichen es, bestimmte Druckeinstellungen präziser zu steuern, als es der Slicer automatisch tun könnte.
  • Druckprobleme beheben: Bestimmte Druckprobleme, wie das Fädenziehen (Stringing) oder ungleichmäßige Extrusionen, lassen sich durch gezielte Änderungen im G-Code besser lösen.
  • Spezielle Funktionen nutzen: Der G-Code bietet erweiterte Funktionen, die über die Slicer-Einstellungen hinausgehen, wie Filamentwechsel während des Drucks, Temperaturanpassungen bei Schichtübergängen oder die Kontrolle über Bewegungsgeschwindigkeit und Extrusion.

Grundlegende G-Code-Befehle, die Sie kennen sollten

Bevor Sie Änderungen am G-Code vornehmen, ist es wichtig, die grundlegenden Befehle zu verstehen, die das Verhalten des Druckers steuern.

Wichtige G-Code-Befehle:

  • G0 / G1: Diese Befehle steuern die Bewegung des Druckkopfes.

    • G0: Schnelle Bewegung (ohne Extrusion)
    • G1: Bewegungen mit Extrusion (in Kombination mit dem E-Parameter)
    • Beispiel: G1 X10 Y20 E30 bewegt den Druckkopf zu den Koordinaten X10 Y20 und extrudiert dabei Filament bis zur Position E30.
  • G92: Setzt die Achsenposition oder Extrusion auf einen definierten Wert zurück.

    • Beispiel: G92 E0 setzt den Extruder-Zähler auf 0 zurück.
  • M104 / M109: Diese Befehle steuern die Extrudertemperatur.

    • M104: Stellt die Extrudertemperatur ein, ohne zu warten, dass diese erreicht wird.
    • M109: Setzt die Extrudertemperatur und wartet, bis die gewünschte Temperatur erreicht ist.
    • Beispiel: M104 S200 stellt die Extrudertemperatur auf 200°C ein, während M109 S200 wartet, bis 200°C erreicht sind, bevor der Druck fortgesetzt wird.
  • M140 / M190: Diese Befehle steuern die Betttemperatur.

    • Beispiel: M140 S60 stellt das Heizbett auf 60°C ein.
  • M106 / M107: Diese Befehle steuern den Lüfter.

    • M106: Schaltet den Lüfter ein.
    • M107: Schaltet den Lüfter aus.
  • M82 / M83: Diese Befehle setzen den Modus der Extrusion.

    • M82: Absoluter Modus (Extrusionswerte sind absolut).
    • M83: Relativer Modus (Extrusionswerte sind relativ zur letzten Position).
  • G90 / G91: Diese Befehle legen den Modus der Bewegungssteuerung fest.

    • G90: Absoluter Modus (alle Bewegungen beziehen sich auf die Nullposition).
    • G91: Relativer Modus (Bewegungen beziehen sich auf die aktuelle Position).

Manuelle G-Code-Anpassungen für bessere Druckergebnisse

Hier sind einige gängige G-Code-Anpassungen, die Sie manuell vornehmen können, um die Druckqualität zu optimieren:

1. Optimierung der ersten Schicht

Die erste Schicht ist entscheidend für die Haftung und Qualität des gesamten Drucks. Hier können G-Code-Anpassungen helfen, eine gleichmäßige und gut haftende erste Schicht zu erzeugen.

  • G-Code-Anpassung für Z-Offset: Wenn die erste Schicht zu hoch oder zu niedrig ist, können Sie den Z-Offset direkt im G-Code anpassen.
    • Beispiel: G1 Z0.2 setzt die Z-Höhe auf 0,2 mm für die erste Schicht. Falls die erste Schicht nicht richtig haftet, können Sie diesen Wert manuell anpassen.
  • Anpassen der Extrusionsrate für die erste Schicht: Um die Haftung der ersten Schicht zu verbessern, können Sie die Extrusionsmenge leicht erhöhen, um eine breitere Filamentspur zu erzielen.
    • Beispiel: M221 S110 erhöht die Extrusionsrate auf 110 % für die erste Schicht.

2. Temperaturanpassung während des Drucks

Verschiedene Schichten oder Filamenttypen erfordern unterschiedliche Temperaturen. Sie können die Temperatur während des Drucks über den G-Code steuern.

  • Temperatur während des Drucks anpassen: Sie können den G-Code so programmieren, dass die Extrudertemperatur zu einem bestimmten Zeitpunkt angepasst wird.
    • Beispiel: M104 S210 reduziert die Extrudertemperatur auf 210°C nach einer bestimmten Schicht.
  • Anpassen der Betttemperatur nach der ersten Schicht: Manche Materialien benötigen für die erste Schicht ein heißeres Bett, das anschließend abgekühlt werden kann.
    • Beispiel: M140 S60 stellt das Heizbett auf 60°C ein, und M140 S50 reduziert die Temperatur nach der ersten Schicht auf 50°C.

3. Beheben von Fädenbildung (Stringing)

Fädenbildung (Stringing) entsteht, wenn das Filament beim Bewegen des Druckkopfes Fäden zieht. Dies lässt sich oft durch Anpassung der Retraction-Einstellungen beheben.

  • Retraction anpassen: Sie können die Rückzugslänge und Geschwindigkeit manuell im G-Code optimieren, um Fädenbildung zu vermeiden.
    • Beispiel: G10 (Retract-Befehl) und G11 (Wiederaufbau des Filaments) können hinzugefügt werden, um die Extrusion bei Bewegungen zu stoppen und nach der Bewegung fortzusetzen. In Kombination mit M207 (Set Retract Distance) lässt sich die Retract-Länge einstellen.

    • Beispiel für Retract-Einstellungen:

      M207 S3.0 F2400 ; Setzt die Retract-Länge auf 3 mm und die Rückzugsgeschwindigkeit auf 2400 mm/min

4. Pause oder Filamentwechsel im G-Code einfügen

Ein Filamentwechsel während des Druckvorgangs kann über den G-Code programmiert werden.

  • Manueller Filamentwechsel: Sie können den Druck anhalten und den Druckkopf bewegen, um das Filament zu wechseln.
    • Beispiel: M600 fügt eine Pause für den Filamentwechsel ein. Dieser Befehl bewegt den Druckkopf weg und wartet, bis das neue Filament eingeführt wurde.
    • Alternativ können Sie G1 X0 Y0 verwenden, um den Druckkopf an eine sichere Position zu bewegen, und dann den Druck über den Drucker wieder starten.

5. Anpassung der Druckgeschwindigkeit

Bestimmte Druckbereiche, wie kleine Details oder Überhänge, erfordern eine langsamere Druckgeschwindigkeit. Dies können Sie durch G-Code-Änderungen steuern.

  • Geschwindigkeit anpassen: Verwenden Sie G1 F-Befehle, um die Druckgeschwindigkeit für bestimmte Bereiche anzupassen.
    • Beispiel: G1 F1500 stellt die Druckgeschwindigkeit auf 1500 mm/min ein.
  • Erhöhen oder Verringern der Geschwindigkeit für bestimmte Schichten: Sie können die Druckgeschwindigkeit für komplizierte Bereiche des Modells reduzieren, um die Präzision zu erhöhen.
    • Beispiel: G1 F1200 verlangsamt den Druck, wenn feine Details oder Überhänge gedruckt werden.

6. Wipe und Coasting für saubere Drucke

Wipe und Coasting sind Techniken, die helfen können, die Fädenbildung zu minimieren und Druckobjekte sauberer zu gestalten.

  • Wipe: Dieser Vorgang zieht die Düse über das gedruckte Objekt zurück, um überschüssiges Filament zu entfernen.

    • Beispiel: G1 E-0.2 F2400 zieht das Filament um 0,2 mm zurück, bevor der Druckkopf angehoben wird.
  • Coasting: Beendet die Extrusion leicht vor dem Ende eines Pfades, um zu verhindern, dass zu viel Filament extrudiert wird.

    • Beispiel: Sie können eine manuelle Coasting-Einstellung vornehmen, indem Sie die Extrusion kurz vor dem Ende des Pfades stoppen (G1 E0).

Tipps für den Umgang mit G-Code

  • Sichern Sie Ihren G-Code: Bevor Sie Änderungen vornehmen, erstellen Sie immer eine Sicherungskopie des ursprünglichen G-Codes, falls etwas schiefgeht.
  • Simulieren Sie den Druck: Nutzen Sie G-Code-Viewer oder Simulationen (z.B. in Cura oder OctoPrint), um die Auswirkungen Ihrer G-Code-Anpassungen vor dem eigentlichen Druck zu überprüfen.
  • Kleine Anpassungen vornehmen: Beginnen Sie mit kleinen Änderungen und testen Sie den Druck. Zu viele G-Code-Änderungen auf einmal können den Druckprozess kompliziert und fehleranfällig machen.

Fazit

Das Anpassen des G-Codes bietet Ihnen die Möglichkeit, den 3D-Druckprozess genau zu steuern und die Druckqualität zu verbessern. Von der Feineinstellung der ersten Schicht bis zur Steuerung der Extrusion und Geschwindigkeit ermöglicht Ihnen der G-Code, die volle Kontrolle über Ihren Drucker zu übernehmen. Mit etwas Übung und Geduld können Sie Ihre Druckergebnisse erheblich optimieren und sogar spezialisierte Druckanforderungen erfüllen.